So lautete in etwa ein Querschnitt durch Schüler*innen-Feedbacks zu einer Lesung mit Werkstattgespräch des Dresdner Schriftstellers Frank Goldammer. Der Autor war am 22.2.19 zu Gast an unserer Schule, las aus dem im Dezember 2018 erschienenen vierten Band seiner historischen Krimi-Reihe, in deren Mittelpunkt der Dresdner Kommissar Max Heller steht und stand den in der Aula versammelten 13. Klässlern Rede und Antwort, was sein Schreiben und sein Leben als Schriftsteller anbelangt.
Überrascht waren manche Schüler schon davon, dass der Schriftsteller nicht alt, introvertiert und abgehoben war, sondern das Gegenteil davon: Man merkte während der zweistündigen Veranstaltung deutlich, dass es Goldammer erheblichen Spaß macht zu reden, dazwischen zu lesen, zu erklären, zu lachen, dazu die eine oder andere Anekdote zu erzählen und nach einer Stunde Fragen aus dem Publikum zu beantworten.
Biografisch interessant fand dieses auf jeden Fall Goldammers Werdegang, der eben nicht zwangsläufig nach einer Bildungshaushaltskindheit mit Abitur und einschlägigem Germanistikstudium in der Schriftstellerei mündete – was ja eh bei vielen Autoren sowieso nicht so war und ist! Vielmehr schreibt der 44-Jährige seit mehr als 20 Jahren unermüdlich und im Eigenverlag, während er im Hauptberuf gelernter Maler und Lackierer ist. Vor einigen Jahren habe dann, so Goldammer, der dtv-Verlag bei einem Manuskript der ersten Max-Heller-Geschichte angebissen, und heute, drei Jahre nach der Veröffentlichung des ersten Romans, kann man das kleine, aber feine Spiegel-Bestseller-Label auf den Büchern lesen. Und – müsse er denn da noch arbeiten? Na ja, schon – denn der väterliche Malermeister-Betrieb erfordere schon noch und bald wieder mehr, da der Vater in Rente gehen wolle, seine Mitarbeit. Aber heute könne er es sich dann schon mal leisten, früher Schluss zu machen. Ja klar, denkt sich der geneigte Zuhörer, ein bisschen etwas verdient man dann ja wohl schon, so als Bestseller-Autor - aber der Schriftsteller korrigiert schnell den nicht ganz richtigen Gedankengang: Er, als alleinerziehender Vater, müsse sich ja auch um seine Zwillinge kümmern und auch der gerade volljährig gewordene Sohn sei ja präsent. Upps – schon wieder alles ganz anders…
Ja, und das mit dem Schreiben ist auch nicht ganz so, wie man sich das vorstellt, denn Frank Goldammer schreibt offensichtlich ziemlich diszipliniert, hat nach einiger Recherche vieles im Kopf, was Struktur, Personengefüge und Verlauf der Handlung anbelangt und schreibt halt dann jeden Abend bis in die Nacht hinein – ja genau, dann, wenn also die Kinder im Bett sind – mindestens vier Seiten pro Schreibschicht. Manchmal sei er dann schon müde, immer nur um die 4,5 h Stunden Schlaf, aber er müsse einfach schreiben, das sei fast existenziell für ihn. Und die Publikumsfrage, ob er sich seine Stilmittel vorher überlege, muss er verneinen, er schreibe meistens einfach. Er kommt dabei offenbar so gut voran, dass der fünfte Krimi eigentlich schon fertig ist, er fast auch schon ein Buch über angeblich von der Stasi ihren Müttern geraubten Babys fertiggestellt hat und gerade eine Woche nach der Lesung an der FOSBOS Augsburg ein ganz anderer Roman erscheint, nämlich „Grosses Sommertheater“. Eine satirisch-boshafte Familiengeschichte, in der der alte, griesgrämige, kranke und sehr reiche Joseph die völlig zerstrittene Familie in seine Villa an der Ostsee einlädt und … Na ja, am besten selbst lesen, wie auch die Bände seiner Krimi-Reihe, die gut recherchiert Kommissar Max Heller im Dresden des letzten Kriegsjahres 1945 nach dem „Angstmann“ suchen und diesen gerade mit dem vierten Band „Roter Rabe“ bis ins Jahr 1951 seine Polizeiarbeit machen lassen. (Übrigens sind „Der Angstmann“ und „Tausend Teufel“ letztes Jahr schon ins Englische übersetzt worden! Very exciting!) Wie gesagt, ein fünfter Heller-Band ist schon fertig, Goldammer will aber auch in anderen Genres schreiben und tut dies ja auch.
Wir wünschen ihm dabei weiterhin viel Erfolg, viele Grüße nach Dresden und es gab – höchstwahrscheinlich, man weiß es ja nie… - keinen der etwa 200 Leute im Publikum, der ihn als verklemmt, verschlossen, unsicher und unglaubwürdig empfunden hat… Wäre also schön, wenn es mal wieder klappen würde mit einer solchen Lesung!
Sabine Reiter